Von Steuerberater Peter Diederich, Windeck, den 26.05.2020
Ich bin immer wieder erstaunt darüber, wie unflexibel die Gesamtwirtschaft auf Krisen reagiert. Deutschland hat in der Vergangenheit erstaunlich robust auch in der so genannten Bankenkrise durchgestanden. Fakt ist aber auf der anderen Seite auch, dass nicht das Finanzsystem oder aber die Banken, sondern der Sparer oder aber auch der Steuerzahler den Preis für Rettung der Wirtschaft zahlt. Wenn man sich dieser Tatsache bewusst wird, frage ich mich natürlich, warum der Sparer sich regelmäßig Geld abnehmen lässt und nicht stattdessen manche Dinge selbst in die Hand nimmt. Natürlich kann der Bürger nicht alles regeln und bei einem System, was ja durchaus sehr gut funktioniert und was im weltweiten Vergleich sogar an vielen Stellen absolut vorbildlich und führend konkurrenzlos ist, muss es ab und zu, immer mal wieder ein update oder einen Reset geben. Also einen Neustart. Dessen muss man sich bewusst sein. Ich persönlich glaube, dass unser System an einer solchen Schwelle steht. Und da stelle ich mir die Frage, was das für meine Welt, Umwelt, die Wirtschaft, die Kleinunternehmen bedeutet.
Ich bin auf der Steuerberaterzeitschrift „Die Steuerberatung“ fündig geworden. Die Kollegin Susanne Schneider aus Essen hat dieses Modell aber bereits im Jahr 2010, also vor 10 Jahren, an anderer Stelle vorgestellt. Ich stelle mir vor, dass Tauschhandel an vielen Stellen durchaus sinnvoll sein kann und Krisen verhindern kann. Zumindest ein wirtschaftliches Überleben sichern kann. Den Zusammenhalt wieder aufbauen kann. Man müsste da aber weiter denken. Und man muss Grenzen ziehen. Lokal bleiben. Die Landwirtschaft gehört dazu. Auch hier muss ein Umdenken erfolgen. Warum verzeichnen Biolandwirte immer höhere Ergebnisse, konventionell aber nicht. Warum muss ein undefinierter Weltmarkt die Preise der Landwirtschaft bestimmen? Müssen wir wirklich soviel Fleisch essen? Wer einmal selbst Tiere hat, weiß doch, dass es nicht so einfach ist, sich von einem Tier zu trennen. Es undankbar zu verschlingen?
Im größeren Rahmen frage ich mich natürlich, warum die Industrie so unflexibel ist. Chinesische Firmen produzieren zum großen Teil auf deutschen Maschinen. Kann es denn so schwer sein, in Deutschland neue Maschinen, Produktionszyklen aufzubauen, damit wir weniger abhängig von der Weltwirtschaft sind? Fragt sich denn niemand, dass es vielleicht auch moralisch bedenklich sein könnte, alle Waren aus China zu kaufen, einem der wenigen verbliebenen kommunistischen Regime der Welt? Zu den Menschenrechten dort verweise ich auf die aktuellen Berichte von Amnesty International (https://www.amnesty.ch/de/laender/asien-pazifik/china). Den Konsumenten scheint das überhaupt nicht zu interessieren. Warum duckt sich die Politik da auch in ganzer Linie weg?
Nun ja, ich kann die Welt nicht ändern. Im Kleinen rege ich an, lokale Einkaufsgenossenschaften zu gründen. Vielleicht im Einzelhandel auch Warenbestandsgenossenschaften. Ich würde mir wünschen, ähnlich der TAZ auch unabhängige Redakteure zu fördern. Vielleicht kann man so dem Sparer noch einige guten Euros sichern und retten.
Zum Artikel der Kollegin Schneider: https://www.iww.de/bbp/archiv/tauschen-statt-kaufen-liquiditaetsschonung-und-umsatzsicherung-der-mandanten-durch-bartering-f23760
Wichtiger steuerlicher Hinweis: Bei Tauschgeschäften immer Rechnungen schreibenund alle Geschäfte ordnungsgemäß verbuchen. Abrechnen kann man über Kontokorrentkonten mit den Geschäftspartnern. Man kann auch Spitzenausgleiche in bar vereinbaren. Aber jede Leistung muss abgerechnet werden, weil ansonsten Umsatzsteuern verkürzt werden.
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